Vier Wochen lang suggerierte ein gläserner Hightech-Pavillon in der Wiener Innenstadt die unmittelbar bevorstehende Umbenennung des Karlsplatzes in Nike-Platz.
Parallel zu einer Website kündigte ein vor Ort weithin sichtbares Zeichen die Errichtung eines 36 Meter hohen Monuments in Gestalt des Firmenlogos an und löste in der Bevölkerung heftige Reaktionen aus. Zahlreiche Bürger und Bürgerinnen wandten sich mit ihren Beschwerden an Politik und Medien, die daraufhin von einem “Riesenwirbel” um den Verkauf des Karlsplatzes berichteten.
Von “Rufschädigung”, wie in einer Analyse des STANDARD behauptet wurde, kann bei diesem Projekt allerdings nicht die Rede sein, vielmehr geht es um eine Thematisierung sehr realer Trends. Ein Blick über Wien hinaus genügt: Berlin hat längst zu einer Niketown auch einen Nike-Park eröffnet. Und New Yorks Bürgermeister Bloomberg äußerte seinen Wunsch, öffentliche Plätze und Brücken unter die Patronanz großer Konzerne zu stellen, von denen auch im “Schwarzbuch Markenfirmen” nachzulesen ist.
Dass Public Netbase als Projektbetreiber von Nike International mit einer existenzgefährdenden Klage bedroht wird, erscheint in mehrfacher Hinsicht als seltsam:
1.) Die Tabuisierung der Insignien realer Herrschaftsverhältnisse zu durchbrechen gehört zu den wichtigsten Aufgaben kritischer Kunst.
2.) Der Vorwurf der Verletzung von Namens- und Markenrechten ist absurd, weil dieses Kunstprojekt in keinerlei geschäftlicher Konkurrenz zu Waren- und Dienstleistungen des Sportartikelherstellers steht.
Ironie am Rande: Ausgerechnet die auf Guerilla-Marketing spezialisierte Firma Nike, die auf die neuesten Trends der Jugendkultur setzt, entpuppt sich als Vertreter eines neuen Feudalismus, der mit aller Gewalt seinen Hoheitszeichen Respekt verschaffen muss …