Kamerun im Herzen

Supporter-Portrait im Fußballmagazin ballesterer

Das Fußballmagazin ballesterer hat zu Jahresbeginn 2022 ein Supporter-Portrait von mir veröffentlicht. Mit viel Feingefühl verbindet es verschiedene biographische Verläufe und beschreibt sowohl Interesse als auch Herangehensweisen an meine Zeit in Kamerun und eine frühe Begegnung mit dem SK Rapid in den 1980er Jahren sehr eindrücklich.

Portrait im ballesterer #167

 

Kamerun im Herzen

Martin Wassermair kennt den ballesterer seit dessen ersten Schritten und hat ihn vor gut zehn Jahren mit Berichten aus Afrika bereichert. Heute ist er dem Magazin immer noch freundschaftlich verbunden und leistet einen regelmäßigen finanziellen Beitrag über den supporters club.

Mitgliederreferent: Klaus Federmair

„Telefonieren wir besser am Vormittag“, sagt Martin Wassermair. „Am Nachmittag fängt für mich der Afrika-Cup an.“ Es ist der erste Tag des Turniers, und Gastgeber Kamerun spielt gegen Burkina Faso. Wassermairs Faible für Kamerun kommt nicht von ungefähr: Ab 2011 lebte er mehrere Jahre in dem westafrikanischen Land.

Ein unerwartetes Ferngespräch

Seinen Lieblingsverein, den SK Rapid, verfolgte er in jenen Jahren aus der Distanz. So auch den Platzsturm der Fans im Wiener Derby im Mai 2011. Die reißerische Berichterstattung vieler Medien und die populistischen Reaktionen maßgeblicher Politiker ärgerten den Politikwissenschafter und Publizisten so sehr, dass er im Standard einen kritischen Gastkommentar unter dem Titel „Hooliganismus und Heuchelei“ schrieb. Kurz darauf unterrichtete er gerade an der Universität Maroua im Norden Kameruns, als sein Telefon klingelte. Der Anruf kam von einer ihm unbekannten Nummer aus Österreich. Am anderen Ende der Leitung war Rapid-Klubserviceleiter Andy Marek, der Wassermairs Telefonnummer herausgefunden hatte. Er wollte sich für den differenzierten Artikel bedanken.

Zu Rapid hatte der Oberösterreicher schon in jungen Jahren gefunden, alle Versuche seines Vaters, den kleinen Martin an den LASK heranzuführen, waren gescheitert. Er erinnert sich dafür noch heute lebhaft an ein Spiel von Rapid, das er 1983 als Zwölfjähriger in Wels erlebte. Nach dem Spiel verschaffte er sich Zutritt zum Spielerbus, um von Antonin Panenka, Hans Krankl und anderen Stars Autogramme zu holen: „Ich war so in meine Sammelwut vertieft, dass ich gar nicht bemerkt habe, wie der Bus losgefahren ist“, erzählt er. „Meine Panik war dann nicht zu überhören, und so bin ich nach ein paar hundert Metern wieder ehrenvoll verabschiedet worden.“

Partys ohne Rassismus

Dem Fußball ist der Leiter der Politikredaktion des nicht-kommerziellen oberösterreichischen DORF TV bis heute treu geblieben. Der ballesterer war wenige Ausgaben jung, als Wassermair auf das Magazin und die Leute dahinter traf. „Für mich waren die Releasepartys wichtig“, sagt er und schwärmt von der Atmosphäre dieser Veranstaltungen in den frühen 2000er Jahren: „Du bist auf eine Fußballparty ohne Rassismus gegangen und hast interessante Gespräche geführt. Wo hat es das schon gegeben?“

Kein Wunder, dass er im Lauf der Zeit immer wieder Artikel für den ballesterer beisteuerte – unter anderem ein Interview mit Roger Milla, das 2009 in dessen Palast in Kameruns Hauptstadt Yaounde stattfand. Der älteste Torschütze bei einer WM, erzählt Wassermair, habe ihn dabei als einen Sohn Kameruns empfangen.