Journalismus unter Druck

Pressefreiheit als gesellschaftliche Aufgabe

Anlässlich des 80-Jahr-Jubiläums der Wiederherstellung der Pressefreiheit am 1. Oktober 2025 veröffentlichte der OÖ. KURIER einen Beitrag zu meiner Tätigkeit bei Reporter ohne Grenzen (RSF) Österreich und der aktuellen Kampagne.

Journalismus unter Druck

Medien. Radikalisierung der Auseinandersetzungen seit der Corona-Krise. Organisation „Reporter ohne Grenzen“ startet Kampagne „Ohne Pressefreiheit keine Freiheit“.

Er ist soeben aus der jordanischen Hauptstadt Amman zurückgekehrt, wo er auf Einladung der österreichischen Botschaft an einem Medienkongress mit 1.200 Teilnehmern über die Pressefreiheit unter dem Eindruck des Krieges im Gazastreifen teilgenommen hat. Der Linzer Martin Wassermair ist seit Jahresbeginn Generalsekretär der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ in Österreich. Österreich ist eine der sechs Sektionen von „Reporter ohne Grenzen International“, die vor 40 Jahren gegründet worden ist und deren Zentrale in Paris ist.

Der 54-Jährige ist so manchem Fernsehzuschauer bekannt als Leiter der Politikredaktion des Community-Senders DORF TV.

Wassermair ist besorgt über den Zustand der Pressefreiheit, sowohl weltweit als in Österreich. „Die Situation hat sich speziell seit der Corona-Krise verändert“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER., „Es gibt eine Radikalisierung. Wir erleben das besonders mit der FPÖ, die einen regelrechten Krieg gegen Medien führt. Das ist eine Strategie und sie ist damit erfolgreich.“ Das sei eine Gefahr für den Journalismus. Die Rechtspopulisten würden sich ihre eigenen Medien schaffen, „das ist eine Parallelwelt“.

Ein weiteres Problem seien die Angriffe auf Journalisten in den sozialen Medien. Wenn investigative Journalisten tätig seien, würden sie so manches Mal mit Millionenklagen von Unternehmen bedroht (Slapp-Klagen). „Reporter ohne Grenzen“ habe dafür mit der Anwältin Maria Windhager eine Spezialistin im Vorstand.

Bedrohungen

„Wir haben unglaublich viel zu tun, um die Pressefreiheit in Österreich zu verteidigen“, sagt Wassermair aus Anlass des 80. Jahrestages der Pressefreiheit, der am Mittwoch gefeiert wurde. Österreich liege im internationalen Ranking auf Platz 22. Journalistische Arbeit sei manchesmal „richtig gefährlich“ geworden. Er verweist auf die Corona-Demonstrationen, bei denen Journalisten bedroht worden seien (Lügenpresse, Systemmedien“). Ein Kameramann des ORF sei auf der Linzer Nibelungenbrücke tätlich attackiert worden. Ähnliches spiele sich auch bei Pro-Palästinenser-Demonstrationen ab.

„Reporter ohne Grenzen“ hat nun eine Kampagne mit dem Motto „Ohne Pressefreiheit keine Freiheit“ gestartet. Pressefreiheit sei eine gesellschaftliche Aufgabe. In Österreich sei die Situation nicht in trockenen Tüchern. „Es gibt Kräfte, die wollen eine Situation nach dem Vorbild Ungarns unter Victor Orban.“ Orban habe wichtige Medien, die von befreundeten Unternehmern gekauft worden seien, zu staatsnahen gemacht. Weitere negative Beispiele seien die Slowakei, Serbien und die USA unter Trump.

Wassermair hat soeben im Löcker-Verlag ein 128-seitiges Büchlein mit dem Titel „Unter weißer Flagge – Medien und Haltung in Zeiten des Krieges“ herausgebracht.

Ausstellung im OK

Wassermair hat eine Zeit lang in Afrika gelebt und dorthin gute Kontakte, kuratiert er auch die Ausstellung „Wandala“ mit drei afrikanischen Künstlern, die am 17. Oktober im Linzer OK-Kulturzentrum eröffnet wird.