Radiokolleg zum Mitreden – Die Krise des Urheberrechts

Teilnahme an Podiumsdiskussion im Ö1-Radiokolleg zum Mitreden vom 6. Juni 2012 (Download)


Radiokolleg zum Mitreden – Die Krise des Urheberrechts

Ein Bericht über die Diskussionsveranstaltung am 6. Juni 2012 im ORF KulturCafé.

Bei der Abendveranstaltung in der Ö1-Reihe "Radiokolleg zum Mitreden" zum Thema: "Die Krise des Urheberrechts. Der Kampf um die digitale Kopie" im ORF Kulturcafé wurde sehr rege darüber diskutiert, wie das Einkommen von Künstlern und Kreativen im digitalen Zeitalter gesichert werden kann und welche Rolle das Urheberrecht dabei spielt.

Künstler würden unter Einkommenseinbußen durch das Teilen von Inhalten über das Internet leiden, sagte die Schauspielerin Mercedes Echerer, die bei der Diskussion die Initiative "Kunst hat Recht" vertrat. Man wolle aber nicht, dass Privatpersonen überwacht werden, um das Urheberrecht strenger durchsetzen zu können, es sollten nur gewerbliche Urheberrechtsverletzer verfolgt werden.

Kopieren als kulturelle Praxis

Podiumsgast Martin Wassermair vom World-Information Institute betonte, dass es heutzutage völlig normal und kulturelle Praxis sei, Filme, Bilder oder Text zu kopieren und zu bearbeiten und man das Teilen von Musik usw. nicht verhindern solle und könne. Markus Stoff, Sprecher der Initiative für Netzfreiheit sagte, dass die Möglichkeiten der Privatkopie in den vergangenen Jahren eingeschränkt worden seien und gleichzeitig verlangt werde, dass die Internetnutzer mehr zahlen sollen, um das private Kopieren zu vergüten.

Aus dem Publikum kamen vielfältige Meinungen – von Künstlern und Kreativen, die erlebt haben, dass ihr Urheberrecht verletzt wurde, bis zu solchen, die es positiv sehen, dass sie über das Web ihre Werke bekanntmachen können, wenn sie diese zum gratis Download anbieten.

Urheberrecht neu gestalten

Ein Gast stellte sich vehement gegen die Abschaffung des Urheberrechts und ist damit mit den meisten Expertinnen und Experten einer Meinung. Kaum jemand tritt dafür ein, das Gesetz abzuschaffen, viele sagen jedoch, es müsste dringend an die technischen Gegebenheiten angepasst werden.

Podiumsgast Franz Schmidbauer, Richter am Landesgericht Salzburg und Betreiber der Website internet4jurists.at sagte, alles sollte für private Nutzung frei sein, solange dem Urheber damit nicht dezidiert geschadet werde. Die Verfolgung privater Tauschbörsennutzung sei ein Schaden für die Gesellschaft, denn wenn Menschen ein Gesetz als ungerecht empfinden und dieses auch nicht durchgesetzt werden könne, könne das zu einer sukzessiven Missachtung von Gesetzen generell führen.

Nach der Veranstaltung wurde im KulturCafé noch eine Weile weiterdiskutiert, der Verein für Internetbenutzer Österreichs und die Initiative für Netzfreiheit sowie "Kunst hat Recht" wollen dafür noch viele Gelegenheiten bieten.