Anlässlich des Erscheinens zweier aktueller Bücher (Kampfzonen in Kunst und Medien und Non Stop Future) widmet das Branchenmagazin Medianet in der Ausgabe vom 24. Juni 2008 der "Fortsetzung der kritischen Haltung" der ehemaligen Medienkulturplattform Public Netbase einen Beitrag.
Zukunft der neuen Medien
Medienkunst & Polit-Zwist
Wien. Die Wiener Medienkunstinitiative "Public Netbase" ist auch zwei Jahre nach ihrem Ende noch vielen in Erinnerung: Sei es für die Pionierarbeit im Bereich der Online-Kultur, die Bespielung des heutigen MuseumsQuartiers lange vor dessen Renovierung oder für das endlose Polit-Hickhack, das die schwindende öffentliche Unterstützung und das damit einhergehende Ende der Netbase" begleitete. Nun ist die Geschichte der Initiative unter dem Titel Public Netbase: Non Stop Future" als Buch erschienen erschienen bei Revolver – Archiv für aktuelle Kunst", ISBN 978-3- 86588-455-8, das sich aber ebenso mit der Zukunft der Neuen Medien beschäftigt.
Nachruf auf Public Netbase
"Let it RIP" ist der in dem von Branka Curcic und Zoran Pantelic herausgegebene Band enthaltene Nachruf auf Public Netbase zweideutig betitelt. Die 1994 von Konrad Becker und Francisco de Sousa-Webber ins Leben gerufene kritische Kunst-Insel im virtuellen Raum hatte in Wien rasch Sonderstatus erreicht, nicht zuletzt, indem bereits Mitte der 1990er Künstlern Gratis-Zugang zum Internet verschafft wurde, um das neue Experimentierfeld schnell zu bestellen. Workshops, Diskussionen und Einführungen in die künstlerischen und gesellschaftlichen Perspektiven einer zunehmend online orientierten westlichen Welt wurden angeboten. Mit zunehmender Dauer betonte die avantgardistische Initiative immer mehr den kritischen Aspekt und prangerte so lautstark wie unermüdlich Informationskontrolle sowie wirtschaftliche und politische Unfreiheiten in der Infosphäre an: Die Besetzung des öffentlichen Raumes durch die Wirtschaft etwa oder Zensur und Kontrolle im Netz.
Schwindende Subventionen
Doch damit machte sich die Netbase nicht nur Freunde. Der anhaltenden Kritik an der FPÖ und insbesondere ihrer Regierungsbeteiligung begegneten schwindende Subventionen von der schwarzblauen Regierung. Auch aus dem Museums Quartier wurden die Nutzer der ersten Stunde 2001 hinauskomplimentiert und sie gerieten, an weniger prominenter Location, zunehmend aus dem Blickfeld, was in der Streichung des Vorsatzes Public" reflektiert wurde. Und auch der langjährige Subventions-Sonderstatus, den die Netbase" mit wiederholten Sonderförderungen zuletzt in Wien hatte, endete abrupt.
Doch die Geschichte – mit Fotos, einer Dokumentation aller Events und auch jener offenen Briefe, die die Netbase retten sollten – macht nur einen Teil des Buches aus. Der Rest behandelt jene Sphären und Sichtweisen, die die Netbase und andere Medienkunst-Institutionen aufgeschlagen haben und die auch in Zukunft Bedeutung haben werden. Anders geartete Kampfzonen in Kunst und Medien" behandelt ein eigener Band erschienen bei Erhard Locker", ISBN 978- 3-85409-483-8, 19,80 , den das Netbase-Duo Konrad Becker und Martin Wassermair herausgegeben hat. Texte u.a. von Marlene Streeruwitz, Elisabeth Schweeger, Gerhard Ruiss oder Isolde Charim behandeln die Neuausrichtung in der Kulturpolitik durch die schwarz-blauen Regierungsjahre; aber auch die Grenzen und Zukunft der Kulturförderung, die Privatisierung der Bundesmuseen, das Gedenkjahr 2005, die widerständige Diagonale" oder auch der Künstlersozialversicherungsfonds sind dabei die Themen, der Blick in Public Netbase"-Tradition konsequent kritisch. (APA)