Heimat in Zeiten der Globalisierung

Politische Renaissance eines historisch belasteten Begriffs

Auszüge aus einem ORF Ö1-Radiokolleg in der Woche vom 4. bis 8. Juni 2007.

Mein Statement stützt sich auf die bereits mehrfach publizierte Kritik des Begriffs "Heimat" und hebt vor allem die dahinter liegenden politischen Interessen hervor, die auch in Österreich immer offenkundiger werden.

Aus der Ankündigung:

Radiokolleg – Heimat in Zeiten der Globalisierung

Trachtenvereine und Dirndlkleider, Almrausch und Alpenglühen, Wiener Schnitzel und Sachertorte … was assoziieren Sie mit Heimat? Ist es die Erinnerung an einen Ort und ein Gefühl, steht Heimat für Identität?

Der deutsche Begriff hat eine dunkle Geschichte, ist doch "Heimat" seit der NS-Zeit überaus negativ konnotiert. Denen, die von den Nazis vertrieben wurden, wurde die Heimat genommen. Manche weigern sich, das Wort "Heimat" zu verwenden und würden es am liebsten aus der deutschen Sprache streichen. Andrerseits: solange das Gefühl, das sich Heimweh nennt nicht ausstirbt, gäbe es keinen Grund, "Heimat" aus der deutschen Sprache zu tilgen, meint der deutsche Philosoph Christoph Türcke. Und dieses Gefühl kennen dann doch viele Menschen.

In der Prämoderne stand Heimat für ein quasi naturhaftes Verhältnis von Geburtsort und Lebenszentrum. Im von Aufklärung und industrieller Revolution geprägten Verständnis ist Heimat ein frei wählbares Konstrukt. In Zeiten der Globalisierung und weltweiten Mobilität gibt es für viele mehrere Heimaten, die auch nicht unbedingt ortsgebunden sein müssen. Im Zeitalter von Globalisierung und Individualisierung muss ein neuer Heimatbegriff gefunden werden, fordert Alfred Pfabigan in seinem "Plädoyer für einen zeitgemäßen Heimatbegriff".